Texte und Fotos 2018: Copyright Sabine Bengtsson / Perlenfaenger.com
Schweden – im Reich der wilden Bären
Die beiden Bärenhütten zum fotografieren und beobachten, können Sie hier buchen und sich weitere Details dazu ansehen:
Schweden – das Land meiner Vorfahren und außerdem vieler faszinierender Touren, die sich im Programm von Perlenfänger befinden. Am 14.06.2018 habe ich mich auf den Weg gemacht den südlichen bis mittleren Teil Schwedens zu bereisen. Mein Landrover (er erhielt vom letzten TÜV-Prüfer den Namen Anton :-)) ist für die nächsten zwei Wochen mein Zuhause. Wir haben bereits 20 Jahre und 430 000 km zusammen Europa erkundet und nun kommen noch einmal 3.550 km hinzu.
Doch bevor ich Schweden erreiche, mache ich einen Zwischenstop in Dänemark. Von einem Schweinswalforscher erhielt ich einen Tipp, wo ich auf Fünen die seltenen Schweinswale beobachten kann. Dort angekommen, suche ich nach der besten Stelle. Ich frage einen Mann, der gerade in sein Auto steigen möchte. Ein Glücksgriff, wie sich später herausstellt. Denn er wohnt ganz in der Nähe, wo es eine gute Chance gibt. Ole, so heißt er, nimmt sich sogar die Zeit mir den schönen Ort zu zeigen. Auf dem Brunnen ist ein Marsvin (dänisch Schweinswal) abgebildet. Auch ein kleines Museum beschäftigt sich mit den kleinen Walen. Selbst im Wappen der Stadt ist er abgebildet. Wir dürfen umsonst in das Museum und uns umschauen. Er erzählt mir, dass sein Nachbar ein Schiff hat, mit dem er im Sommer mit Gästen auf Walbeobachtungsfahrten geht. Danach bringt er mich in den alten Hafen. Hier steht ein kleines Häuschen, nachgebildet wie eine Schiffsbrücke, mit einem Fernrohr und einem Kopfhörer, mit dem man die Wale hören kann, sollten sie in der Nähe sein. Ich bedanke mich bei Ole für seine freundliche Art und die Zeit, die er sich genommen hat und setze mich auf den Steg vor dem kleinen Häuschen.
Enten schwimmen an mir vorbei und als ich schon fast gehen möchte, höre ich plötzlich das scharfe Geräusch, dass Schweinswale beim Ausatmen machen. Nur 10 m vor mir taucht er zwei Mal auf, bevor er in den Weiten des Fjords abtaucht. Glücklich über diese zufällige Begegnung, will ich gerade gehen, als ich noch von zwei Dänen einen weiteren wertvollen Tipp bekomme, wo ich noch auf Fünen Schweinsale sehen kann. Diesen Ort nehme ich mir für die Rückreise aus Schweden vor. Eine Tour zum Schutz der Schweinswale möchte ich schon länger anbieten.
Danach geht es zur Fähre, die mich in 5,5 Stunden übersetzt nach Vahrberg/Schweden. Die erste Station wird Gränna sein. Dort lebt auch meine Cousine. Gränna liegt am größten See Schwedens – den Vätternsee. Dort verbringe ich zwei herrliche Tage. Wir besuchen ein kleines spannendes Museum. Im Polar-Center im Gränna Museum kann man die weltgrößte Sammlung der Polarexpedition von August Andrée, Nils Strindberg und Knut Fraenkel aus dem Jahre 1897 besichtigen.
Am 11. Juli 1897 erhob sich der Ballon „Örnen“ von Spitzbergen aus mit drei Mann an Bord um den Nordpol zu überfliegen. Ermöglicht wurde diese Expedition unter anderem durch Alfred Nobel und König Oskar die die erforderlichen Mittel bereitstellten. Nach drei Tagen Ballonfahrt wurden Andrée und seine Männer zur Landung auf dem Eis gezwungen und ihr Kampf ums Überleben begann.
Danach genießen wir frischen Fisch in einem kleinen Restaurant, das selbstgebrautes Bier anbietet und können sogar segeln gehen bei perfektem Wetter.
Gränna ist ein sehr schöner Ort, typisch schwedisch mit malerischen Holzhäusern und einer beschaulichen Ruhe. Die Tage danach sind ganz anders gestaltet.
Ich besuche zwei Kooperationspartner, die an zwei unterschiedlichen Orten Hütten gebaut haben, in denen Wildtier-, und Naturfotografen sowie Naturbeobachter die Chance haben wilde Braunbären und andere Tiere beobachten zu können. Um Bären beobachten zu können, ist es wichtig kein Insektenschutzmittel sowie stark riechende Cremes zu verwenden. Sonst wittern die Bären den menschlichen Geruch und dadurch wird die Chance erheblich verringert sie sehen zu können. Auch wird nur im Flüsterton gesprochen sowie man aus dem Auto steigt, um die kleine Wanderung zu der Hütte zu unternehmen. Bären sind sehr scheu und vorsichtig!
Bei der ersten Hütte treffe ich auf zwei Naturschützer, die die Pioniere sind, für ein besseres Verständnis zwischen Mensch und Bär. Sie haben ein wunderschönes Buch über die Bären gemacht und bieten seit 20 Jahren die Möglichkeit an, die Nacht in der Bärenhütte zu verbringen. Maximal 8 Teilnehmer finden darin Platz. Der Betreiber ist ein talentierter Naturfotograf und Filmemacher, der zu Radio- und Fernsehproduktionen über Bären und Steinadler beigetragen hat. In der Art und Weise, wie die Lodge geführt wird, und dem Aufbau im Versteck, hat er alle Voraussetzungen für eine gelungene Fotografie berücksichtigt und seine Detailgenauigkeit in dieser Hinsicht ist sehr gut durchdacht.
Die Hütte ist mit individuellen Beobachtungsfenstern, Kameraports, bequemen Stühlen, Heizung und acht Etagenbetten ausgestattet. Sie können Ihre Mahlzeiten selbst an einem reichhaltigen Buffet zusammenstellen, das in der Lodge serviert wird, und heiße Getränke erhalten Sie ebenfalls. Eine Kompostierung von Öko-WC runden das Setup ab. Obwohl einfach, ist die Hüttel komfortabel und gut ausgestattet und ideal für die Fotografie.
Doch bevor es in die Hütte geht, gibt es erst einmal bei einem leckeren Essen eine kleine Einführung zu den Bären. Den Beiden ist es ganz wichtig, klar zu machen, wie wichtig es ist die Bären zu schützen. Circa 1000 illegale Anfütterungsplätze gibt es in Schweden, um Bären illegal schießen zu können. Daher haben sie in Abstimmung mit 3 staatlichen Organisationen, die Genehmigung erhalten kleine Snacks für die Bären auszulegen. Es erhöht einerseits die Chance Bären sehen zu können, so dass mehr Menschen verstehen, wie wichtig der Bär für das Ökosystem ist und die kleinen Portionen verhindern, dass Bären an diese Plätze fest gewöhnt werden. Dies ist völlig anders als in Finnland. Sie möchten die Bären nicht zu halbzahmen Wildtieren anfüttern. Daher kommen immer wieder andere Individuen vorbei. Damit gibt es zwar keine 100% Garantie sie zu sehen, doch die Chancen sind sehr hoch, dass Bären vorbei schauen. Und wenn, ist es ein einmaliges und authentisches Naturerlebnis.
Gegen 16:00 fahren wir mit dem Auto zu einem Waldparkplatz und laufen 25 Minuten durch Bärengebiet zur Hütte. Bereits auf diesem Weg finden wir frische Bärenspuren und Haare an einem Markierungsbaum für Bären. Am nächsten Morgen werden wir gegen 9:00 wieder abgeholt. Jeder sucht sich einen Platz, positioniert seine Kamera und sein Fernglas und dann heißt es warten und ruhig sein…
Gegen 20:00 passiert es dann. Zwei Bären betreten die „Bühne“. Sie sind sehr vorsichtig und schauen sich ständig um. Durch den Midsommer ist es auch nachts entsprechend hell, so dass wie noch ein paar weitere Bären gut beobachten können. Sie kommen bis auf wenige Meter vor die Hütte, so dass wir sie auch hören können. Es ist ein sehr intensives Erlebnis! Am Morgen werden wir wieder abgeholt und nach einem leckeren Frühstück geht es ca. 2,5 Stunden mit dem Auto zur zweiten Bärenhütte.
Sie ist für nur 4 Teilnehmer konzipiert, hat Fotoschlitze und Fenster im Bodenbereich, so dass es einerseits die Möglichkeit gibt Bilder aus der Bodenperspektive zu machen, als auch Familien mit Kindern zu ermöglichen, Wildtiere sehen zu können.
Als wir dort ankommen, werden wir ebenfalls freundlich empfangen, genießen ein leckeres Lunchessen und machen uns danach auf den Weg zur Hütte. Hier gibt es Fotoschlitze und kleine Fenster an drei Seiten. Die Landschaft ist ganz anders, als in der anderen Hütte. Es ist felsiger und dichter von Bäumen umgeben. Hier kann man auch Füchse, Dachse und Vögel beobachten. Wir sind 3 Gäste und richten uns gemütlich ein. Zunächst lassen sich viele verschiedene Vögel blicken, hinzu kommen Waldmäuse, ein Fuchs und Eichhörnchen. Doch gegen 20:00 kommt ein junger Bär und lässt sich für kurze Zeit beobachten. Eine halbe Stunde später werden wir Zeugen, wie er von einem älteren Bär gejagt wird. Beide verschwinden im Wald und erst eine Stunde später taucht der junge Bär wieder auf. Sichtlich nervös und ständig auf dem Sprung. Nachdem er geht, erscheint der ältere Bär. Er schaut sich um und wir können ihn gut beobachten. Beide erscheinen später einzeln vor unserer Hütte, so dass wir froh sind, dass es dem kleinen Bären gut geht.
In der Nacht erscheint erneut der Fuchs und kleine Eichhörnchen spielen direkt vor unseren Augen. Die Hütte ist gemütlich und sympathisch. Als der Morgen graut, kommt noch einmal der junge Bär vorbei und wir können gute Fotos von ihm machen. Gegen Acht werden wir abgeholt für ein gutes Frühstück. Dabei erfahren wir noch einmal einiges Interessantes zu den Bären und anderen Wildtieren.
Danach fahre ich Richtung Süden, geplant sind einige Nationalparks. In Schweden Auto zu fahren ist relaxed und durch den geringen Verkehr komme ich gut voran. Ein kleiner Nationalpark mit uralten Bäumen hat es mir besonders angetan. Auf einer Wanderung finde ich Wolfslosung. Die Nacht verbringe ich ganz alleine im tiefen Wald des Nationalparks. Auch hier ist Schweden außergewöhnlich. Man darf eine Nacht dort stehen und es gibt auf sehr vielen Naturparkplätzen Toiletten und Tische mit einer Feuerstelle. Es liegt Holz bereit, dass man nutzen darf. Nur ein einziges Mal auf der Reise stehe ich auf einem Campingplatz. Doch die vielen Camper mit ihren Generatoren und SAT-Schüsseln machen Lärm und daher ziehe ich es vor auf Waldparkplätzen über Nacht zu stehen. Es ist sehr schön morgens nur vom Vogelgezwitscher geweckt zu werden.
Meine andere Cousine wohnt auf Öland. Diese Insel ist wundervoll, um eine schöne Naturtour anzubieten. Da meine Cousine im Pflanzen-, und Insektenschutz involviert ist, hilft das natürlich sehr, das Ökosystem dort bestens kennen zu lernen. Daher unternehmen wir eine Tour über die Insel, um seltene Pflanzen, Schmetterlinge und Insekten zu beobachten. Öland ist wunderschön. Uralte Mühlen, die zwar nicht mehr genutzt, doch erhalten werden, säumen die Straßen.
Meine Reise geht durch unterschiedliche Landschaften und Nationalparks weiter. Immer wieder tauchen zahllose Seen auf und wunderschöne Holzhäuser. Auch besuche ich meinen Onkel auf einen Kaffee, er wohnt direkt an der Ostsee im Süden Schwedens. Durch einen Tipp beschließe ich über Helsingborg Schweden zu verlassen. Doch zuvor fahre ich in den Nationalpark Kullerberg. Auf einer kleinen Halbinsel gelegen, bietet er atemberaubende Ausblicke auf Steilküsten. Die letzte Nacht in Schweden verbringe ich auf einem kleinen Parkplatz direkt am Meer. Die Ostsee ist warm und mit meiner Tauchermaske und Schnorchel lassen sich Fische und Krabben beobachten. Durch die Sonne geweckt, mache ich mich frühmorgens auf den Weg zur Fähre.
Als ich Dänemark erreiche und auf Kopenhagen zufahre, komme ich in den ersten und einzigen Stau. Die Unis haben Semesterferien und zusammen mit dem allmorglichen Pendlerverkehr kommt es zum Stillstand auf der Autobahn. Also verlasse ich sie um Kerteminde zu besuchen und danach noch zu dem Ort fahren, den mir zu Beginn der Reise das dänische Ehepaar empfahl, um Schweinswale beobachten zu können. Mein Plan ist dort die Nacht mit meinem Landrover zu stehen. In Kerteminde werden Schweinswale erforscht und Besucher erfahren etwas über diese scheuen kleinen Wale. Dort lebt zur Zeit nur noch eine Waldame namens Freya. Sie ist bereits 23 Jahre alt (in Freiheit werden sie bis zu 14 Jahre alt) und hilft den Forschern das Verhalten der Wale zu entdecken. Dank der Entschlüsselung ihrer Sprache gelang dadurch es einem Kieler Forscher den Pinger zu entwickeln. Denn die größte Bedrohung ist die Stellnetzfischerei für sie. Der Pinger wird an den Netzten befestigt und gibt in ihrer Sprache bekannt, dass hier Gefahr droht. Dadurch konnten bereits 70 % der Wale vor dem quallvollen Ersticken in den Netzten bewahrt werden.
Als ich an die Nordspitze des östlichen Fünen gelange, erlebe ich eine Überraschung. Das Gebiet ist wunderschön, sehr hügelig und liegt an einer Sandsteilküste. Uferschwalben fliegen in hoher Geschwindigkeit umher und viele Insekten sind zu beobachten. Ich setze mich an den Rand der Steilküste und halte mit dem Fernglas Ausschau nach Schweinswalen. Tatsächlich tauchen schon nach kurzer Zeit Schweinswale auf. Erst sind es einzelne Individuen, dann sehe ich paarweise die kleinen Wale und ganz zum Schluss kann ich sogar eine Gruppe von vier Schweinswalen sehen. Überglücklich gehe ich zum Auto zurück. Es stellt sich dann zwar heraus, dass ich dort nicht parken darf über Nacht. Doch das macht nichts nach dieser tollen Walsichtung. Die Rückfahrt verläuft ohne Probleme und ich erreiche nachts mein Zuhause.
Fazit: Schweden ist nach wie vor das Reiseland für Individualisten, wer es mag einsam mitten im Wald zu campen, der sollte wenigstens einmal nach Schweden reisen. Über uns besteht die Möglichkeit Beobachtungstouren zu Elchen, Wölfen, Bären, Luchsen und Bibern zu unternehmen. Auch der wohl einsamste Nationalpark Europa´s – der Sarek – gehört zu unserem Tourprogramm. Wir bieten die Chance in Lappland Polarlichter, die Kultur der Samis und Rentiere zu erleben. Alle Schwedentouren finden Sie hier.
https://www.perlenfaenger.com/reiseziel/europa/schweden
Hej då
Sabine Bengtsson