Tipps zur besseren Reiseplanung und Reisebuchung bei Naturreisen
Die Reiseplanung und die Reise buchen, wird von jedem anders wahrgenommen. Für einige gehört es als wichtige Vorfreude dazu, für andere ist es eine leidige Angelegenheit bevor die Reise losgeht.
Gerade wenn es sich um eine andere Reise als die klassische Strand-Hotel-Reise handelt, wird es für manche kompliziert. Unabhängig ob Sie zum ersten Mal eine andere Form des Urlaubs ausprobieren möchten, oder ob Sie schon Naturreisen unternommen haben, hier beantworte ich Ihnen 7 häufige Fragen, die hilfreich sind das passende Angebot zu einer Naturreise zu finden:
- Bei wem finde ich das passende Angebot?
- Soll ich individuell buchen, oder bei einer Gruppenreise? Und wie groß sollte die Gruppe sein?
- Bin ich den Anforderungen gewachsen?
- Werden meine Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigt?
- Worauf muss ich bei der Teilnahme an einer Naturreise achten?
- Warum sind Naturreisen teurer als viele andere Urlaubsarten?
- Was sind die Unterschiede einer Naturreise zu einer Aktivreise?
Beantwortung der einzelnen Punkte
Zu Frage 1:
Naturreiseveranstalter gibt es viele und jeder hat seine eigene Vorstellung, was er damit verbindet. Daher sollten Sie sich zunächst fragen, was verbinden Sie mit dem Begriff Naturreise? Dadurch grenzt sich schon einmal das Angebot der einzelnen Veranstalter ein, wenn es deckungsgleich mit dem ist, was Sie dadrunter verstehen. Um bei Perlenfänger zu bleiben, für mich kommt es bei Naturreisen darauf an, dass der Respekt vor der Natur, den Wildtieren und der dortigen Bevölkerung und ihrer Kultur gegeben ist. Das bedeutet konkret, wir lehnen jede Form der Manipulation ab, um den Teilnehmern Wildtiere zeigen zu können. Wir arbeiten ausschließlich mit lokalen Guides zusammen. Sie kennen die Region am besten, haben das größte Interesse das Gebiet zu schützen und sie können den Teilnehmern viel über die dortige Kultur und Tradition vermitteln. Das bedeutet einerseits, die Teilnehmer haben die größten Chancen Wildtieren zu begegegnen und lernen sehr viel über diesen Lebensraum, andererseits ist die Toursprache außerhalb Deutschlands meistens in Englisch.
Zu Frage 2:
Alleinreisende kommen sehr schnell bei einer Gruppenreise mit anderen in Kontakt, die die gleiche Leidenschaft und Begeisterung teilen. Sie sind Teil einer Gemeinschaft, bei der man sich austauscht und vielleicht sogar Kontakte für´s Leben knüpft. Wer ganz besondere Interessensschwerpunkte hat, ist vielleicht mit einer Individualtour besser bedient. Die Guides können individuell darauf eingehen, man fühlt sich nicht unter Druck, dass es vielleicht den anderen zuviel wird, oder der Fokus der Gruppe etwas anders gelagert sein könnte. Die Gruppengröße bei einer Naturreise sollte meines erachtens von klein bis sehr klein sein (1-6, oder 8 Teilnehmern). Das gewährleistet zum einen einen engen Kontakt zu den Guides, gute Gruppenzusammengehörigkeit und ganz wichtig, möglichst wenig Störungen in der Natur!
Zu Frage 3:
Viele denken bei einer Naturreise, dass sie gute Kondition, Fitness und Sportlichkeit haben sollten. Das ist jedoch nur bedingt richtig. Es ist schließlich keine Wander-, oder Aktivreise, bei der man eine bestimmte Strecke zurück legt, oder einen schweren Rucksack mit sich trägt. Grundsätzlich geht es darum die Natur zu beobachten, also häufiger stehen zu bleiben, Tiere und Landschaften zu beobachten, sich Spuren oder andere Anzeichen der Anwesenheit von Wildtieren anzusehen. Natürlich ist es körperlich anstrengender in bergigen Gebieten, oder auf schmalen Pfaden unterwegs zu sein, als im Flachland oder auf breiten Wegen. Wer also körperlich eingeschränkt ist, oder sich nicht fit genug fühlt, sollte dann vielleicht keine Naturreise in anspruchsvollen Landschaften buchen. Doch grundsätzlich lässt sich sagen, dass sehr viele Naturreisen gleichzeitig auch Tierbeobachtungsreisen sind und daher ein etwas gemütlicheres Pensum bedeuten.
Zu Frage 4:
Ihre Wünsche und Bedürfnisse sollten unbedingt zu dem Angebot und der Philosophie des jeweiligen Anbieters passen. Ein Beispiel: Sie möchten gerne die Chance haben Vögel zu beobachten, die Tour ist jedoch hauptsächlich auf andere Tierarten ausgerichtet – dann lassen Sie es! Es gibt nur Frust auf beiden Seiten. Die Guides können diesem Spagat nicht gerecht werden und die anderen Teilnehmer werden wenig Verständnis haben, wenn ein einzelner Teilnehmer sich stundenlang an einer Vogelsichtung erfreut, während die anderen gerne weiter ziehen möchten, um vielleicht Wildkatzen, Bären oder Wölfe beobachten zu können. Naturfotografen haben beispielsweise auch einen anderen Fokus als reine Natur-, und Wildtierenthusiasten. Es ist nicht jedermanns Sache sich stundenlang an einem Fleck aufzuhalten, um das perfekte Bild zu bekommen. Daher achten Sie auf die Ausrichtung der Tour und passen sich entweder an, oder buchen lieber bei einem anderen Anbieter, der das abdeckt wonach Sie suchen. (Allen Naturfotografen empfehle ich einmal auf diesen Link zu schauen)
Zu Frage 5:
Für mich ist eine Naturreise eine Urlaubsform, bei der der Respekt vor der Natur am höchsten sein sollte und wo es nicht um greenwashing geht – wie beispielsweise die Vermischung verschiedener Reiseaktivitäten (mehr dazu im nächsten Punkt). Sie hat für mich auch den positiven Nebeneffekt, dass die Teilnehmer auf eine positive Art und Weise etwas über den dortigen Lebensraum, die Tradition und Kultur und die Flora und Fauna erleben und kennenlernen. Der Respekt vor der Natur sollte sich auch in den Unterkünften zeigen, indem beispielsweise regionales Essen serviert wird und es von lokalen, familiengeführten Besitzern betrieben wird. Ideal ist es, wenn auch sie der Natur ihren Respekt zollen, in dem unnötige Lichtverschmutzung vermieden wird, die Tiere irritieren oder soagr töten und wenn sie auf einen sparsamen Umgang mit den Ressourcen wie Wasser und Strom achten.
Zu Frage 6:
Wenn es sich um einen seriösen Naturreiseveranstalter handelt, der es ernst meint mit dem Respekt vor Natur, Kultur und Wildtieren, wird dieser die Gruppengröße so klein halten wie möglich. Je weniger Teilnehmer, umso weniger Einfluss, Störungen, Zerstörungen, Ressourcenverbrauch, Beeinflussung der dortigen Kultur,…
Das bedeutet jedoch, es muss die gleiche Einnahme durch weniger Teilnehmer erzielt werden, als wenn man die Touren mit einer größeren Gruppe oder häufigeren Terminen durchführt. Gerade in Naturregionen findet selten ein ganzjähriger Betrieb statt, es sind oftmals nur wenige Monate im Jahr in denen die Touren angeboten werden können. Auch dieser Punkt führt zu einer Verknappung der Einnahmen. Um jedoch vor Ort faire Löhne und einen guten Lebensstandard gewährleisten zu können, sind dann natürlich kleine Gruppen für den einzelnen Teilnehmer teurer, als wenn man dieselbe Tour statt mit 6-8, jetzt mit 15, 20 oder mehr Teilnehmern durchführt. Die Nachteile der großen Gruppen liegen seit Jahren auf der Hand: Der negative Einfluss, die Zerstörung der Natur ist vielerorts deutlich zu sehen, auch die Veränderung der Kultur durch ein Zuviel an Reisenden ist ein typisches Merkmal von Massentourismus. Daraus resultiert ein zu hoher Verbrauch an lebenswichtigen Ressourcen wie Wasser, Strom oder Lebensmitteln. In großen Gruppen geht der persönliche Kontakt zu den Guides verloren und damit auch ein „Mehr“ an wertvollem Wissen, was man so auf einer Tour erfahren würde. Überhaupt ist es extrem wichtig die Balance der Anzahl zwischen Einheimischen und Touristen zu beachten. Wird eine Landschaft überstrapaziert, werden Verbote unerlässlich. Doch das schränkt auch die Freiheit der dort lebenden Menschen ein. Deshalb sollte man sich als Reisender immer so benehmen, als wäre man der Gast, den man sich selber bei sich zu Hause wünscht!
Zu Frage 7:
Dieses ist eines meiner Lieblingsthemen, wenn ich im B2B Gesprächen mit Touristikern oder potentiellen neuen Kooperationspartnern bin. Denn es gibt seit Corona eine Entwicklung, die mich wirklich besorgt: Die Vermischung von Aktiv und Naturtourismus! Seit Corona drängt es viele Menschen in die Natur, sei es um sich sportlich zu betätigen, um den Kontakt zur Natur herzustellen, oder einfach nur um den stressigen Alltag zu vergessen. Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen, nur leider hat sich dieser Trend stark auch in Nationalparks verlagert. Und gerade junge, hippe Tourismusanbieter glauben, sie tun etwas Gutes, wenn sie E-Biking, Abseiling, Skiing, Canoying, Klettern, High-Speed-Hiking, Zip-Lining, Van-Life, u.v.m. in so sensiblen Zonen wie den Nationalparks oder in Naturparks anbieten – weil es ja eine Aktivität in der Natur ist. Daran kann doch nichts falsches sein?! Doch das ist es – und wie!!!
Lassen Sie mich das anhand von Deutschland veranschaulichen. Wir haben gerade einmal eine Fläche von 0,6 % „unberührter“ Natur, dazu zählen auch Nationalparks in denen sehr wohl gefischt, gejagt, nach Öl und Gas gebohrt wird, Offshore-Windparks stehen und allerlei sportliche Aktivitäten erlaubt sind. Seit Jahren liegen wir unter der geforderten Mindestfläche von auch nur lächerlichen 2 % für vorhandene Wildnis in Deutschland. In diesen lächerlichen 0,6 % sollen eigentlich sensible, streng geschütze Arten ein letztes Refugium haben, um nicht auszusterben.
Daher sollte sich jeder einmal selber fragen: Muss das sein, seine sportliche Aktivitäten in solch sensiblen Naturgebieten auszuüben? Gibt es dafür nicht ausreichend Fläche, in denen diese Störungen keinen Schaden anrichten würden? Hier sind vor allem Tourismusanbieter gefordert in sich zu gehen und die oben aufgeführten Aktivitäten in sensiblen Naturlebensräumen zu unterlassen und sich nach Regionen umzusehen, wo es keinen Schaden anrichtet!
Auch jeder einzelne selbst ist gefordert zu hinterfragen, wo es sinnvoll ist seine sportlichen Aktivitäten auszuüben.
Nur gemeinsam, die Touranbieter und die Teilnehmer, können eine Veränderung herbeiführen!
Wenn Ihnen gefällt wie Perlenfänger dieses Thema angeht, dann buchen Sie doch einfach eine Naturreise mit uns und überzeugen sich selbst.
Hier sind noch 2 Linkempfehlungen um noch etwas tiefer in die Thematik einzusteigen:
In diesem Link finden Sie ein Interview mit mir u.a. zu dem Thema Nachhaltigkeit im Tourismus, gefilmt auf der internationalen Tourismuskonferenz in Lissabon.
In diesem Link geht es noch detailierter darum was Naturtourismus eigentlich ist.
Auch bei Wikipedia lohnt ein Blick in die Definition.