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Meine portugiesischen Kooperationspartner und auch sehr guten Freunde, landeten am 06.11.15 in Hamburg auf dem Flughafen. Es war ihr erstes Mal in Deutschland.

Pedro und Anabela haben vier Jahre lang, von 2000 – 2004, eine sehr beachtete und die erste Dokumentation über freilebende portugiesische Wölfe in Nordportugal gedreht. Sie kamen dafür extra aus Lissabon und blieben schließlich dort. Seit nun über 15 Jahren haben sie Erfahrung mit den iberischen Wölfen.

Da der Vortrag im renommierten Leibniz-Institut für Zoo-, und Wildtierforschung (IZW) erst am 11.11 in Berlin stattfand, zeigte ich ihnen meine Heimat und natürlich auch das Wattenmeer. Dies ist gerade für Menschen, die noch nie das Watt gesehen haben, unvergesslich.

Normalerweise ist der November dafür ja kein geeigneter Monat, aufgrund des zu erwartenden schlechten Wetters.
Doch der Wettergott meinte es gut… Ich hatte sie in einem schönen Ferien-Altstadthaus in Mölln für 2 Personen einquartiert.
So konnten sie auch selbstständig die schöne Altstadt und Umgebung erkunden.
Schon nach kurzer Zeit hatte Pedro eine Bäckerei entdeckt, bei der es nicht nur seinen geliebten Espresso gab, sondern auch unser gutes Brot. :-)

Bereits am Samstag begaben wir uns auf Erkundungstour in ein Wolfsterritoruim.

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Dort ist zur Zeit eine hohe Aktivität von Wölfen zu verzeichnen. Die vielen Spuren die wir fanden, waren überwältigend. Was äußerst interessant war, waren die Erfahrungen von Pedro mit unseren zu verbinden. Denn so fiel ihm sofort auf, dass zwar viele Spuren zu finden waren, jedoch keinerlei Losungen. Nur ein ganz alter Kothaufen konnte entdeckt werden. Wurden alle zu Forschungszwecken eingesammelt? Haben Wolfsfans sie als Trophäe mitgenommen, oder haben wir sie nur nicht gefunden?

Pedro erzählte dazu, dass in der Vergangenheit in Portugal zu Beginn die kompletten Losungen eingesammelt wurden, was bei den Wölfen zu starker Verwirrung führte. Denn Losungen sind ein ganz wichtiges Markierungsmittel. Wird es entfernt, geraten vor allem die Eltern in der Nähe der Wurfhöhle in große Aufregung, da die Höhle nicht mehr als gesichert betrachtet wird. Er konnte in der Vergangenheit beobachten, das in Gebieten, in denen alle Kotfunde eingesammelt wurden, die Wölfe danach ständig die Welpen in andere Höhlen verbrachten, um diese sofort wieder als besetztes Gebiet markierten. Wurden sie auch hier entfernt, zogen die Wölfe erneut mit den Welpen um. Dies veranlasste die Verantwortlichen dazu, nur noch Teile der Losung einzusammeln, wenn überhaupt welche gesammelt wurden, an so wichtigen Orten wie der Wurfhöhle.
Wir haben diese Erkenntnis aus Portugal mittlerweile an einen deutschen und einen schwedischen Wolfsbiologen weitergeleitet. Interessanterweise sagten sie, dass es ein wichtiger Aspekt sei, über den sie so allerdings auch noch nicht weiter nachgedacht hätten, der jedoch unbedingt weiter untersucht werden sollte.

Ein internationaler Austausch mit Wolfsexperten ist daher unbedingt wichtig, da wir von Ländern lernen können, die keine Unterbrechung im Zusammenleben mit Wölfen haben. Ihre Erfahrungen sind wichtig und helfen uns, Fehler zu vermeiden.

So berichteten Pedro und Anabela auch, dass es völlig normal ist, dass bei ihnen Wölfe den Menschen folgen, um sie zu beobachten. Das hat weder etwas mit einem Problemwolf zu tun, noch deutet es darauf hin, dass sie anormales Verhalten zeigen. Schon die Alten berichteten, dass die Wölfe ihnen mit Abstand im Wald oder auf dem Plateau folgten, niemals mit aggressiver Geste, sondern neugierig. Auch konnten Schäfer berichten, dass sie Wölfe inmitten von Kuh-, und Schafsherden liegen sahen, um die Tiere zu beobachten und ihr Verhalten besser einschätzen zu können. Weder die Kühe, noch die Schafe waren beunruhigt, sie wissen intuitiv, wann ein Wolf jagen will.

Die Menschen dort sind über viele Jahrhunderte hinweg an die Präsenz der Wölfe gewöhnt. Wenn er ihren Herden oder Höfen zu nah kommt, reagieren sie nicht mit vorsichtigem Rückzug, wie es hier manchmal als Empfehlung zu lesen ist, sondern sie machen den Wölfen unmissverständlich klar, dass sie dort nicht erwünscht sind. Das zeigen sie zum Beispiel indem sie direkt auf sie zugehen und laut brüllen, kleine Steine werfen oder ihren Stock schwingen. So lernt der Wolf  sehr schnell, was erwünscht ist und was nicht.

Auch haben sie dort Hunde, die einerseits bei der Herde bleiben und die Tiere schützen und andererseits vollständig, selbstständig immer mit den Tieren umherziehen. Es sind nicht nur reine Herdenschutzhunde, sondern gut sozialisierte Hunde, die sehr wohl unterscheiden können zwischen Spaziergänger mit Hund und hierbei eine klare Grenze aufzeigen, ohne Zaun und ohne zu beissen. Vielleicht eine Möglichkeit für unsere Gebiete, in denen ein Einzäunen der Schafe kaum möglich ist?!Schutzhunde Portugal

Ich selber habe es dort erlebt. Ich war mit meiner Hündin Ambra auf dem Plateau unterwegs, als wir auf eine Schafsherde mit einigen Hunden stießen. Sie arbeiten alleine, ohne Schäfer. Ein Hund kam auf uns zu und machte deutlich, wo die unsichtbare Grenze verläuft, die wir nicht übertreten sollten. Als wir dies akzeptierten, behielten sie uns zwar im Auge, ließen uns aber auch in Ruhe. Die Hunde haben ein großes Selbstvertrauen und reagieren nur angemessen aggressiv, also zum Beispiel bei einem Wolfsangriff, nicht jedoch bei Begegnungen mit fremden Hunden oder Menschen.
Auch dies ist eine wichtige Erkenntnis, von der wir hier lernen können. Es gibt weitaus mehr Hunderassen, als die hier verwendeten Berger de Pyrenäen und Maremma-Hunde, die reine Herdenschutzhunde sind.

Pedro und Anabela waren positiv überrascht, über die vielen Wolfsaktivitäten in dem Gebiet und es war ein wirklich hochinteressanter Tag für uns alle.

Am Sonntag zeigte ich Ihnen unsere Seenplatte mit den ausgedehnten Mischwäldern und der Vielzahl an Seen. So ein Gebiet kennen sie aus Portugal nicht. Sie waren überwältigt von der Schönheit der Landschaft und den leuchtenden Herbstblättern in vielen Farben.

Der Montag stand im Zeichen des Wattenmeeres. Mit Gästen, die noch nie das Watt gesehen haben, ist auch für mich ein Besuch in diesem Lebensraum noch einmal wieder ganz anders. In Mölln bei ruhigem Wetter losgefahren, kamen wir an der Nordseeküste mit Sturm an. Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt und wir haben viel Spaß gehabt uns in den Wind zu stellen und mit seiner Hilfe vorwärts geweht zu werden :-)

Leider war das niedrigste Wasser um 17 Uhr, da war es bereits dunkel, so dass sie nur teilweise das ablaufende Wasser beobachten konnten. Doch selbst das war sehr beeindruckend für sie. Aufgewärmt haben wir uns bei einem Glühwein und Pharisäer, beides unbekannte Getränke für sie, aber sehr lecker an die sie sich gewöhnen könnten :-)

Dienstag ging es dann nach Berlin. Wir trafen am Abend einige Biologen vom IZW bei einem netten Abendessen. Es war ein reger Austausch über Wölfe, Spürhunde für das Wolfsmonitoring, die Situation der Wölfe und vielem mehr…

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Am Mittwoch fand dann der Vortrag von Pedro im IZW über die iberischen Wölfe statt. Das Auditorium war bis auf den letzten Platz gefüllt. Geplant war eigentlich eine dreiviertel Stunde mit anschließender 15 minütiger Fragerunde. Doch bei so einem interessanten Thema kann man schon mal die Zeit vergessen und so ging es fast zwei Stunden. :-)
Die Experten aus Deutschland fanden es sehr interessant und informativ. Denn bei jedem Austausch über deutsche Grenzen hinaus, gewinnt jede Seite neue Erkenntnisse. Das ist auch meine Motivation, weshalb ich Kooperationspartner aus dem Ausland hierher hole für Fachvorträge. (Nächster Vortrag mit Dr. Greg Rasmussen im IZW zu den afrikanischen Wildhunden im März 2016)

Im Anschluß daran führte uns Dr. Claudia Szentiks (sie ist die verantwortliche Biologin für das Wolf-Totfundmonitoring in Deutschland) durch das Institut. Es war absolut fantastisch und hoch interessant die einzelnen Fachbereiche kennenzulernen. Das Highlight war sicher der Raum mit dem CT. Dort werden alle Tiere in die „Röhre“ geschoben und schon wenige Augenblicke später, kann man in 3D die Organe, Knochen, Muskeln, eben alles…. auf einem Bildschirm sehen. An einem Schneehasen konnten wir diese Wundermaschine live erleben. Es gibt nur 4 dieser Art davon auf der Welt, Kostenpunkt 20,5 Millionen Euro! Dort werden übrigens alle toten Wölfe Deutschlands auf die Todesursache hin untersucht!

In der Pathologie hatte gerade eine Kollegin einen toten Seeadler auf dem Tisch. Er wurde von einem Windrad erschlagen. Dies kommt leider häufiger vor, auch mit Fledermäusen! Ein Jammer, bei nur 800 Seeadlerpaaren in ganz Deutschland!
Es wird jedoch politisch nicht gerne laut gesagt, da Windräder ja zukünftig noch verstärkter zum Einatz kommen sollen.
Doch ich finde, wir müssen auch darüber reden, damit Möglichkeiten gefunden werden, Tiere vor dem Tod durch ein Windrad zu schützen!

Vielen Dank an dieser Stelle an das IZW für die freundliche Aufnahme und an Claudia Szentiks, die uns durch das Institut geführt hat, obwohl sie viel zu tun hatte!

Ein letztes gemeinsames Beisammensitzen beschloß dann diese interessanten Tage. Mit von der Partie: Jessica vom Infostand Wolfsmonitoring und die Schäferin Heike (sie hat 3500 Schafe, ist Pro-Wolf und hat, toi, toi, toi noch nie einen Wolfsriss gehabt, Dank guter Schutzmaßnahmen wie Elektrozäunen und Herdenschutzhunden) Sie sind extra 260 km entfernt angereist, um Pedros Vortrag zu hören! Das nenne ich Engagement! :-)

Fazit: Es waren spannende Tage mit vielen Informationen und einem regen Gedankenaustausch. Und es war nicht das letzte Mal, dass Pedro und Anabela in Deutschland waren! Denn sie möchten nicht nur das Watt noch einmal im Hellen sehen…

Wer von Pedros und Anabelas Wissen profitieren möchte, um etwas in Portugal über die Wölfe und Wildpferde zu erfahren, kann dies gerne tun.
Wir führen dort sowohl Wolfstouren, als auch Natur-, und Wildpferdetouren durch.
Für Gruppen mit einem speziellen Interesse, arbeiten wir gerne auch eine Tour aus… z.Bsp. für Schäfer mit Interesse am dortigen Herdenschutz oder oder oder…

Zu den Touren nach Portugal.

Herzliche Grüße
Sabine Bengtsson